Liebe curios,
erstmal ein herzliches willkommen für deine Gedanken und dafür, dass du dich hier damit zeigst. Deine Frage bewegt mich besonders weil ich gerade wieder nach einem Seminar "über die Brücke gegangen" bin und auch in einer Welt lebe, in der ich nicht immer von der gelebten GFK-Haltung der Menschen um mich herum getragen werde.
Ich weiß nichts über den Grad deiner Erfahrungen mit GFK, deshalb frage ich einfach mal: Sind dir die vier Ohren der GFK vertraut? In der Signatur von love_and_mind steht "In dem was du sagst zeigst du dich, aber was ich höre liegt bei mir.", das beschreibt ein mir wichtiges Konzept. Nämlich, dass ich deine Worte immer auf verschiedene Weisen hören kann, egal was du sagst.
Die Diskussion hier ist gerade eher ein "Metatalk" und sehr abstrakt. Ich kann mich immer viel besser mit konkreten Situationen verbinden und picke mir mal ein Beispiel heraus:
Jemand sagt "Es gab schon immer Alpha männchen, das es anderst sein kann stimmt einfach nicht."
Wie ich damit in einem konkreten Moment umgehen kann hängt von vielen zusätzlichen Faktoren ab.
Vielleicht bin ich nach einem langen Arbeitstag genervt und mir steht gerade nur der äußere Wolf zur Verfügung. Dann sage ich vielleicht etwas wie "Klar und du weißt, wie die Welt funktioniert und was richtig und falsch ist und wahrscheinlich hältst du dich auch noch für ein Alphamännchen weil du gar nicht merkst, dass dich niemand ernst nimmt."
Vielleicht habe ich aber auch mit dem inneren Wolfsohr zu kämpfen und denke "ja, ich bin hier das Würstchen, ich schaffe es ja nicht einmal giraffisch zuzuhören".
An einem guten Tag kann ich aber vielleicht auch ganz bei mir sein (innere Giraffenohren). Dann atme ich erst einmal durch (atmen ist für mich immer hilfreich) und frage mich dann, was löst dieser Satz bei mir aus? Ich bin nicht dieser Ansicht, ist es jetzt wichtig für mich das auszudrücken? Mir helfen dann die vier Schritte meine Position und meine Handlung zu bestimmen.
Bei Menschen, zu denen mir die Verbindung wichtig ist, frage ich mich vielleicht auch spontan (äußere Giraffenohren) was geht gerade in dir vor, das du mir so etwas sagst. Dann kann ich mich fragen, was im anderen vorgeht und versuchen in Verbindung zu kommen um wenigstens in großer Verbundenheit auszudrücken, dass wir in dieser Sache unterschiedlicher Ansicht sind, aber mir wichtig ist, dass wir uns gegenseitig in dieser Unterschiedlichkeit akzeptieren.
Das beschreibt ganz grob und schnell, wie ich mit unterschiedlichen Ohren die gleiche Botschaft hören kann. Ich interpretiere diesen Metatalk jetzt ein wenig so, dass die Frage ist, welche dieser Haltungen "richtig" oder "richtige GFK" ist. Darauf lautet meine Antwort alle, oder nein eher keine. GFK Denken befreit mich vom Denken in richtig und falsch, konsequenterweise gibt es keine "richtige GFK".
Es gibt eine Chance für mich, in Verbindung zu treten, diese wird signifikant größer, wenn ich etwa sage "ich höre dich sagen, dass du überzeugt bist, dass es Unterschiede zwischen den Menschen gibt, verstehe ich dich richtig?". Ich würde in dieser konkreten Situation erstmal kein Gefühl anbieten, weil meine Interpretation der Situation mich direkt auf "Unsicher" lenkt und ich weiter unterstellen würde, dass ich, wenn ich das Gefühl anbiete eher "den Wolf reize" als in Verbindung zu kommen. Sicher ist das nicht, das Wesentliche ist aber, dass ich wirklich versuche alles von mir selbst gedachte, interpretierte und bewertete abzulegen und einfach nur anzuhören, was mein Gegenüber zu sagen hat.
Das konkrete Beispiel ist schon eine Herausforderung und ich denke, es braucht eine Menge Erfahrung in der GFK-Haltung damit umzugehen. Ich bin auch völlig o.k., wenn ich das in der Situation mal nicht kann.
Mein Gegenüber hat dann übrigens auch die Wahl zwischen den vier Ohren und es kann mir durchaus passieren, dass ein Dialog ziemlich lange aus Verbindungsangeboten die mit Wolfsohren nicht gehört werden können besteht. Mir hilft es dann, mir vor Augen zu halten, dass mein Gesprächspartner auch das Beste gibt, was ihm gerade zur Verfügung steht. Und wenn Verbindung gerade nicht möglich ist, dann vielleicht morgen. Meist komme ich aber in Verbindung (vielleicht auch nach einer kleinen Pause) und dann entspannt sich der Dialog von allein.
Puh, jetzt habe ich ganz schön viel geschrieben. Wie geht es dir damit, ist etwas dabei, das dich anspricht, oder erschlägt dich der lange Text?
liebe Grüße
Uwe